Leiharbeit – ein Glücksfall für Arbeitslose?

Auf den ersten Blick boomt die deutsche Wirtschaft, und die Bundesagentur für Arbeit wird nicht müde, immer neue Rekordtiefs zu verkünden, wenn es um die Zahl der geht. Aber leider trügt dieser schöne Schein, denn in den Arbeitslosenzahlen werden diejenigen nicht berücksichtigt, die in einem sind. Immer mehr Menschen sind als Leiharbeiter beschäftigt und wer einmal diese Form der Beschäftigung kennengelernt hat, der wird so schnell nicht mehr aus dieser Form der Arbeit herauskommen. Nicht selten reicht hierbei der Lohn nicht mehr aus, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und es muss Unterstützung von staatlicher Seite beantragt werden. Wenn es um die geht, dann gibt es verschiedene Standpunkte, so denken die Arbeitgeber über die Leiharbeit anders als die Arbeitnehmer und auch die Gewerkschaften.

Die Zahlen steigen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund definiert ein Leiharbeitsverhältnis immer dann als Leiharbeit, wenn ein Unternehmen einem anderen Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum Arbeitskräfte leihweise überlässt. Waren es 2009 noch knapp 580.000 Arbeitnehmer, die in einem Leiharbeitsverhältnis gearbeitet haben, so stieg die Zahl zwei Jahre später schon auf über 900.000, und ein Ende ist nicht in Sicht. Immer mehr Unternehmen beschäftigen ihre Arbeiter nur leihweise und begründen diese Maßnahme damit, dass sie nur auf diese Weise flexibel auf jede Marktlage reagieren können.

Gehen die Geschäfte gut, dann werden mehr Leiharbeiter eingestellt, ist die geschäftliche Lage aber nicht mehr so rosig, dann können die Leiharbeiter ebenso schnell wieder gekündigt werden, wie man sie eingestellt hat. Jeder, der als Leiharbeiter beschäftigt ist, muss also immer damit rechnen, dass er von heute auf morgen wieder ohne Arbeit auf der Straße sitzt.

Die Retter der Arbeitsplätze

Aus der Sicht der Arbeitnehmer ist eine Ausweitung des Leiharbeitssektors begrüßenswert, und sie sehen sich in ihrer Rolle als die Retter der Arbeitsplätze. Vielfach wird dabei argumentiert, dass nur die Leiharbeiter verhindern, dass die Produktion nicht ins Ausland verlagert werden muss und die Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben. Auch die Arbeitsagenturen sehen die Leiharbeit als eine Art Brücke, die vielen dabei helfen soll, wieder in der Berufswelt Fuß zu fassen. Wenn man sich allerdings die Realität ansieht, dann sieht das ein wenig anders aus.

Alle, die vielleicht nach langer Arbeitslosigkeit wieder auf eine feste Anstellung gehofft haben, werden enttäuscht, wenn sie den Vertrag als Leiharbeiter unterschreiben, denn sie bekommen für ihre Arbeit deutlich weniger Geld als der Kollege, der einen festen hat. Zwar gibt es seit dem Januar 2012 eine Lohnuntergrenze für alle, die in einem Leiharbeitsverhältnis beschäftigt sind, aber das reicht immer noch nicht aus, um auf die staatliche Unterstützung verzichten zu können, damit es für das tägliche Überleben reicht.

Neue Hoffnung

Nach den in der Elektro- und der Metallindustrie werden zwar die Löhne der 3,6 Millionen Leiharbeiter steigen, aber da Leiharbeiter selten länger als sechs bis sieben Monate in einem Unternehmen bleiben, müssen die Arbeitgeber auch kein Übernahmeangebot machen. Nach Ansicht der Gewerkschaften richten es die meisten Arbeitgeber so ein, dass die Zeit nicht überschritten wird, denn wenn ein Leiharbeiter länger als sieben Monate bei einem Unternehmen beschäftigt ist, dann muss der Arbeitgeber dem Arbeiter laut einen festen Vertrag anbieten. Die Gewerkschaften fordern eine einheitliche Einigung, nach der Leiharbeiter und Festangestellte die gleichen Rechte haben, aber bislang ohne Erfolg. Nach Ansicht der Gewerkschaften muss die Politik sich eindeutig dazu äußern, aber auch aus dieser Ecke kommt nichts, was die Lage der vielen Leiharbeiter in Deutschland ändern wird.

Bild: © Depositphotos.com / casaalmare

M. Justus
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