Wieviel Zeit verbringt der Mensch während seines Lebens mit „warten“? Das habe ich mich schon oft gefragt. Seit unserer Geburt verbringen wir viel Zeit nur mit „warten“. Das Baby schreit nach der Mama, wenn es auf sein Fläschchen warten muss oder auf den Arm möchte. Das Kind wartet sehnsüchtig auf die Schulferien und mit großen Augen auf den Weihnachtsmann mit den Geschenken. Jugendliche warten auf die erste zarte Liebe, auf einen Studien -oder Ausbildungsplatz und und.. Auch im Erwachsenenalter hört es nicht auf. Man könnte das Warten in zwei Kategorien aufteilen. Das angenehme Warten auf ein schönes Ereignis, die Gehaltserhöhung oder die Vorfreude auf die langersehnte Urlaubsreise. Dann gibt es noch das lästige Warten, dass uns zunehmend nervt und wütend macht. Wir werden ungeduldig, regen uns auf, der Puls rast und der Blutdruck steigt. Im Nachfolgenden sind ein paar treffende Beispiele aufgeführt, die mich immer wieder in Aufregung versetzen.
Bei einem Arztbesuch: Das Wartezimmer ist knackend voll, Gehuste und Geschniefe von allen Seiten. Ich bekomme bald die Krise. Trotzdem muss ich fast zwei Stunden dort ausharren, ehe ich aufgerufen werde.
Im Supermarkt: Ich stehe in der Menschenschlange an zehnter Stelle. Acht Kassen, doch nur drei sind besetzt. Ich stelle mich an, es geht nicht vorwärts. Ich versuche es an der nächsten Kasse. Doch hier geht es auch nicht schneller. Resigniert gebe ich auf.
Am Bahnhof: Ich bin pünktlich auf dem Bahnsteig und warte auf den Zug, der bald einfahren müsste, doch die freundliche Dame von der Ansage teilt uns Reisenden mit, dass der Zug Verspätung hat und wir uns noch eine halbe Stunde gedulden müssen. Ich trete ungeduldig von einem Bein auf das andere und mir fröstelt. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Als der Zug dann endlich in den Bahnhof einfährt, ist der Ärger vergessen.
Im Stau: Nach einem langen Arbeitstag habe ich endlich Feierabend. Frohgelaunt fahre ich heimwärts. Doch auf einmal geht nichts mehr. Ich stehe im Stau, Stoßstange an Stoßstange. Mit den Fingerspitzen trommle ich gereizt auf dem Lenkrad herum und fluche mit den schlimmsten Worten, die mir in diesem Moment einfallen.
In der Warteschleife: Ich möchte einen dringenden Anruf erledigen. Mit der Ansage: „Bitte warten Sie. Sie werden gleich mit dem Teilnehmer verbunden.“, gerate ich in die Endloswarteschleife, und das dauert und dauert…Wütend knalle ich den Hörer hin.
Das sind nur einige von vielen Begebenheiten, die mich endlos nervten. Irgendwann sah ich es ein. Sich darüber aufzuregen, bringt nichts und schadet nur meiner Gesundheit. Ich entschied mich dafür, dem entgegenzuwirken. Heute bin ich viel relaxter. Ich versuche das Beste daraus zu machen. Im Wartezimmer lese ich ein gutes Buch, im Stau höre ich meine Lieblingsmusik, im Supermarkt schaue ich interessiert dem Treiben zu und lächle dem Kunden an der Kasse nebenan zu. Lande ich wieder einmal in der Warteschleife, lehne ich mich im Sessel gelassen zurück, schließe die Augen und atme tief durch. Auch das lästige Warten hat sein Gutes. Man kann eine Weile innehalten, in dieser hektischen Zeit. Es gelingt mir nicht immer die Ruhe zu bewahren, aber doch immer öfter.
Fazit: Die Zeit ist zu kostbar, um sich über Dinge endlos aufzuregen, die doch nicht zu ändern sind.
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