Bio Fisch – die gesunde Alternative?

Bio Fisch – die gesunde Alternative

Die Meere sind überfischt, voll mit den Rückständen von Antibiotika und Schwermetallen. Die Fische, die in diesen Meeren gefangen werden und auf den Tellern der Verbraucher landen, sind alles andere als gesund. Fisch ist schon sehr lange nicht mehr nachhaltig, aber ist Bio Fisch die bessere Wahl? Seit mehr als 50 Jahren steigt die Nachfrage nach Fisch stetig an, inzwischen sind es mehr als 20 Kilogramm pro Person, die jedes Jahr gegessen werden. Geht es um Bio Fisch oder um Meeresfrüchte, dann ist Auswahl aber nicht sonderlich groß.

Warum gibt es Wildfisch nicht in Bioqualität?

Wie für viele Lebensmittel gibt es auch für Fisch das vertraute, grüne Bio-Siegel der EU. Dabei fällt aber auf, dass man dieses Siegel bei Wildfisch vergeblich sucht. Bei Fischen aus Zuchtfarmen ist es hingegen häufiger zu finden. Das Ganze klingt etwas paradox: Der Fisch, der in der Natur aufwächst, verdient das Bio-Siegel weniger als der Fisch, der aus künstlich angelegten Kulturen stammt? Vielleicht hat es etwas mit der Öko-Verordnung der EU zu tun, die als eine Art Gesetz gilt. In diesem „Gesetz“ heißt es: „Die Erzeugnisse der Fischerei wild lebender Tiere gelten nicht als aus ökologischer/biologischer Produktion stammend.“ Bio und natürlich gehören nach Ansicht der EU also nicht zusammen und sind auch nicht automatisch das Gleiche. Beim Wildfisch wird also nicht auf das Futter noch auf die Haltung Einfluss genommen. Beim Zuchtfisch ist es anders, demzufolge bekommt der Wildfisch auch kein Bio-Siegel.

Nachhaltigkeit vor Qualität

Fischereibetriebe, die ihren Fisch als Bio Fisch anbieten, arbeiten umweltfreundlich, was den Fang und den Lebensraum der Tiere angeht. Sie haben ein eigenes Siegel, und zwar das Logo des „Marine Stewardship Council“, kurz MSC. Dieses Siegel steht für Nachhaltigkeit, aber bedauerlicherweise nicht für Qualität. Hier haben die Sicherung der Fischbestände für die nahe Zukunft sowie eine immer verantwortungsvolle Fischerei stets den Vorrang. Allerdings steht auch die MSC immer wieder in der Kritik. So sollen die überfischten Bestände nicht genug geschützt werden und es würden Fangmethoden zugelassen, wie das Fischen mit sogenannten Grundschleppnetzen, die den Meeren stark zusetzen. Nach einem Bericht des WWF, des World Wildlife Fund, ist schon heute mehr als ein Drittel aller Bestände weltweit überfischt. Der industrielle Fischfang ist für die Zerstörung von kompletten Ökosystemen verantwortlich.

Wie natürlich ist Wildfisch?

Wo sollte Fisch gekauft werden, wenn es wirklich Bio Fisch sein soll? Eine Möglichkeit trägt den Namen „Naturland“, denn dieser Verband geht seine eigenen Wege. So ist beispielsweise auf der Verpackung eines Barsches, der im Victoriasee gefangen wurde, zwar kein bekanntes Bio-Siegel zu finden, aber das Label „Naturland Wildfisch“. Dies trifft zudem auf Seelachs zu, der aus deutschen Gewässern stammt, ebenso wie auf Thunfisch, der vor den Azoren ins Netz ging. Ganz ähnlich wie beim MSC stehen auch bei „Naturland Wildfisch“ zum einen die Schonung der Fischbestände und zum anderen die empfindlichen Ökosysteme im Vordergrund. „Naturland Fischfang“ verzichtet zudem auf Fangmethoden, die der Umwelt schaden, außerdem wird darauf geachtet, dass sich der Beifang in Grenzen hält.

Wer bekommt ein Zertifikat?

Fischerbetriebe, die Bio Fisch anbieten wollen, sollten das Logo des Verbandes auf ihren Fischverpackungen haben. Ein Zertifikat bekommen überwiegend die kleinen, handwerkliche Betriebe, die die hohen sozialen Standards auch erfüllen wollen und können. Das Gleiche gilt für die Verarbeitung des Fischs, die ebenfalls den strengen Regeln folgen muss. Wer gerne Fisch isst und auf Bio Fisch großen Wert legt, sollte deshalb auf das Logo „Naturland Wildfleisch“ achten.

Das Problem Aquakultur

Da die Nachfrage nach Fisch immer weiter ansteigt, stammt mehr als die Hälfte des weltweit gefangenen und gegessenen Fischs aus einer sogenannten Aquakultur. Angepriesen als Alternative zum Fang wild lebender Fische, sieht es das Ganze nach Bio Fisch aus.

In den meisten Fällen ist es jedoch alles andere als Bio. Es bedeutet schlicht Massentierhaltung mit allen daraus resultierenden, negativen Konsequenzen:

  • Die Tiere können sich nicht genug bewegen und geraten in der Folge in den größtenteils überfüllten Anlagen unter hohen Stress.
  • Krankheiten können sich deutlich schnell ausbreiten.
  • Das Wasser ist durch Medikamente, Hormone sowie durch die Ausscheidungen der Tiere verschmutzt.
  • Die Verbreitung neuer, aber auch die Verdrängung bereits bestehender Arten, wenn die Fische aus den Netzen in das offene Meer ausbrechen.
  • Wertvolle Lebensräume werden zerstört, wenn immer mehr Aquakulturen angelegt werden. So etwas ist beispielsweise in Asien und Mittelamerika durch die Zucht von Shrimps und Fischen bereits geschehen.

Das große Futterproblem

Ein weiteres Problem ist das Futter, und es betrifft vor allem viele sehr beliebte Speisefische. Sie werden überwiegend entweder mit Fischmehl oder mit Fischöl gefüttert. Nach einer Analyse von Greenpeace werden für ein Kilogramm gezüchteter Thunfisch mehr als 20 Kilogramm Futter gebraucht. Fakt ist: Jeder fünfte, heute gefangene Fisch, endet als Fischmehl oder Fischöl. Damit werden die konventionelle Aquakultur sowie die wilden Bestände immer weiter angeheizt.

Klare Regeln

Im Unterschied zum Wildfisch gibt es bei der Bio-Fischzucht ganz klare Regeln. So müssen alle pflanzlichen Futtermittel aus biologischen Anbau stammen. Zudem werden die Bio Fische mit Fischmehl und mit Fischöl gefüttert, die aus nachhaltigem Fischereibetrieb stammen. Die sogenannte Besatzdichte ist für jede einzelne Fischart streng reglementiert. In 1000 Litern Wasser in Netzgehegen dürfen nur zehn Kilogramm Fisch leben, handelt es sich um eine „normale“ Zucht, dann ist die Besatzdichte deutlich höher. Sind nur wenige Tiere im Wasser, dann gibt es keinen Stress, die Fische können natürlich wachsen, was sich immer positiv auf ihre Gesundheit auswirkt. Der Verbraucher hingegen kann Bio Fisch an seinem zarten Fleisch und vor allem am Geschmack erkennen. Diese Fische sind aromatisch und weniger fett, Hormone spielen hier gar keine Rolle.

Fazit

Werden Fische weiterhin nach den konventionellen Methoden gefangen, dann wird es in nicht allzu ferner Zukunft keine großen Fischbestände mehr geben. Sollen Menschen deshalb ganz auf Fisch verzichten? Sicher ist es richtig, dass Fisch zu einer ausgewogenen Ernährung gehört, aber die wertvollen Omega-3-Fettsäuren sind auch in anderen Lebensmitteln enthalten. Öl aus Lein, Hanf, Raps, Walnüssen oder Weizenkeimen sind ebenfalls sehr gute Lieferanten. Jod, Vitamin D oder Proteine kann man problemlos auch in vielen pflanzlichen Lebensmitteln finden. Wer aber gerne Fisch isst, sollte beim Einkauf genau hinsehen. Wildfisch sollte Naturland-Qualität haben und Zuchtfisch den Qualitätsnormen der EU entsprechen und falls dies nicht sofort erkennbar ist, einfach nachfragen.

Bild: © Depositphotos.com / VadimVasenin

Ulrike Dietz