Sticken – Stich für Stich ein schönes Hobby

Mit buntem Garn und der passenden Nadel wird aus einer unscheinbaren weißen Tischdecke ein echter Schmuck für jede festlich gedeckte Tafel. Wer der weißen Sommerbluse mehr Pep verleihen möchte, der sollte sie besticken, und auch aus einem Sofakissen wird mit dem richtigen Stickmuster ein schönes Wohnaccessoire. Sticken ist eine der ältesten Handarbeiten, die bis heute nichts von ihrem Zauber verloren haben, denn wer stickt, der kann mit wenig Geld und viel Fantasie kleine Meisterwerke schaffen.

Schon die Chinesen haben gestickt

Im alten China wurde gestickt, aber auch in Indien und Ägypten haben die Damen zu Nadel und Faden gegriffen und mit buntem Garn bestickt. Kleidung und Vorhänge waren die bevorzugten Stickgrundlagen. Als die Stickkunst im Mittelalter nach Europa kam, waren es die Klöster, die für ihre herrlichen Stickereien bekannt waren. Unübertroffen waren die Arbeiten aus Arabien, und auch in Deutschland waren die Krönungsmäntel der Könige und die liturgischen Altargewänder der Bischöfe wahre Meisterstücke. Im 14. Jahrhundert wurden die Damen aus adeligen Häusern zu Stickerinnen ausgebildet und sie bestickten unter anderem teure Damast Stoffe und Gobelins. Ein Zentrum der europäischen Stickkunst war das französische Burgund, wo kostbare Stoffe mit Fäden aus echtem Gold bestickt wurden.

Buntstickerei – zarte Muster in vielen Farben

Sticken auf farbigem Stoff mit vielen bunten Farben hat eine lange Tradition und bis heute gehört die Buntstickerei zu den beliebtesten Stickarten. Gestickt wird auf Hanf, Leinen, Baumwolle oder auf Seide, meist im Plattstich und in lebhaften Mustern. Buntstickerei kann auch sehr elegant sein, wenn im feinen Petitpoint-Stich und mit Seidengarn gestickt wird. Wer eine Patchwork-Decke besticken möchte, der sollte im Steppstich sticken, denn dann werden die Muster besonders plastisch. Eine Variante der Buntstickerei ist die Perlenstickerei, wie sie bis heute in Südamerika vor allem für Trachten oder Hochzeitskleider verwendet wird.

Weißstickerei – die fantasievolle Stickerei

Auch die Weißstickerei hat eine lange Tradition. Wurde früher die Aussteuer der Braut mit kunstvollen Monogrammen bestickt, so werden heute meist Wohntextilien wie Kissen, Tischdecken oder Servietten mit kunst- und fantasievollen Mustern verziert. Gestickt wird auf Leinen oder auf Baumwolle, bevorzugt im Plattstich, für diese Art der Stickerei ist auch der Bindlochstich eine gute Wahl. Im sächsischen Vogtland, besonders in Plauen, aber auch in Oberfranken ist Sticken in dieser Form eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeführt wird. Alle, die mit dem Sticken noch keine allzu große Erfahrung haben, sollten sich zunächst an der Weißstickerei versuchen und zum Beispiel Taschentücher aus Leinen mit einem Monogramm versehen.

Jeder Stich ein Meisterwerk

Die meisten Stickarbeiten werden im Kreuzstich ausgeführt, für wunderschöne Muster sorgen aber auch der Kelimstich und der Stengelstich. Alle, die gerne sticken, sollten sich auch im Goldstich versuchen, denn dieser Stich macht die Objekte, die bestickt werden, zu kleinen Kunstwerken. Die Gobelinstickerei sorgt mit nur wenigen Farben für ein schönes Bild und wer sich auf die Kunst der Ajour-Stickerei versteht, der kann mit dieser Form der Lochstickerei Stoffe besticken, die an feinste Spitzen erinnern.

Was wird zum Sticken benötigt?

Für jede Stickerei wird ein spezielles Garn benötigt, das unter dem Namen Sticktwist oder Perlgarn angeboten wird. Dieses Garn besteht aus sechs Fäden und wenn die Stickerei besonders fein sein soll, dann kann es auch in einen dünneren Strang geteilt werden. Wer einen tollen Effekt erzielen möchte, der sollte Chenille nehmen und wenn es rustikal sein soll, dann ist Wolle die beste Wahl. Damit sich die während des Stickens nicht verzieht und auch um ein verzerrtes Muster zu vermeiden, sollte immer mit einem Stickrahmen gestickt werden. Dieser Rahmen besteht aus zwei Ringen, zwischen die der Stoff gelegt wird. Mittels einer Schraube wird der Stoff fixiert und so gespannt, dass die Stickarbeit nicht mehr verrutschen kann.

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Ulrike Dietz