Die Deutschen haben eigentlich keinen Grund zu klagen. Die Gehälter steigen stetig an, die Preise sind stabil und besonders der Mittelschicht geht es richtig gut. Auch die Gewerkschaften sind zufrieden, da die Tariflöhne im letzten Jahr um 2,7 Prozent gestiegen sind und sich der Trend in diesem Jahr fortsetzt. Für Freude sorgen auch die günstigen Preise für Öl, aber es gibt auch viele Belastungen. Eine dieser großen Belastungen sind die Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse, denn die Kassen wollen ihren Kunden an den Geldbeutel.
Die Preise steigen kräftig
Von den insgesamt 116 gesetzlichen Krankenkassen wollen 76 die Beiträge erhöhen, einige sogar um 0,8 Prozent. Kommt die regionale Metzinger BKK noch mit bescheidenen 14,6 Prozent aus, so steigt der Beitrag bei der VIACTIV Krankenkasse auf satte 16,3 Prozent an. Wer in diesem Jahr die Krankenkasse wechselt, der kann unter Umständen eine Menge Geld sparen. Wer mit einem Einkommen in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze von 4227,50 Euro pro Monat die Kasse wechselt, der kann ein Sparpotenzial von bis zu 860,- Euro pro Jahr nutzen.
Was ist mit den Zusatzbeiträgen?
Im Jahr 2017 sank der Beitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung von 15,5 auf aktuell 14,6 Prozent. Die eine Hälfte diese Betrages zahlen die Arbeitnehmer, die andere Hälfte die Arbeitgeber. Einige Krankenkassen kommen mit dem Mindestsatz nicht aus, sie erheben sogenannte Zusatzbeiträge, die aber der Arbeitnehmer alleine bezahlen muss. Geschätzt liegt der durchschnittliche Beitragssatz 2018 bei rund 15,7 Prozent des Bruttoeinkommens. In einem direkten Vergleich bieten 25 gesetzliche Krankenkassen exakt diesen durchschnittlichen Betrag an, weitere 25 Kassen liegen darunter und 65 Kassen sind sogar günstiger. Mitglieder können also in einer großen Spanne sparen, die von fünf Euro bis zu fast 560,- Euro im Jahr reicht.
Wie können Mitglieder kündigen?
Der Wechsel der Krankenkasse ist ähnlich wie ein Wechsel der Kfz-Versicherung: Werden die Beiträge erhöht, dann gilt ein Sonderkündigungsrecht. Grundsätzlich gilt: Wer 18 oder mehr Monate bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, der kann die Kasse wechseln. Erhöht die Kasse die Beiträge, dann spielt die Dauer der Mitgliedschaft keine Rolle, der Wechsel ist sofort möglich. In jedem Fall beträgt die Frist für die Kündigung jedoch zwei Monate. Wer also am 1. Mai die Kasse wechseln möchte, der muss bis spätestens Ende Februar schriftlich bei seiner Kasse gekündigt haben.
Preis und Leistung beachten
Bei einem Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse ist es immer sinnvoll, nicht nur den Preis, sondern auch die Leistungen zu beurteilen. Die gesetzlichen Kassen bieten ihren Mitgliedern die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Grundversorgung, die zu rund 95 Prozent bei allen Kassen gleich aussieht. Aber es gibt trotzdem Unterschiede. So übernehmen zum Beispiel einige Kassen die Kosten für den Besuch beim Heilpraktiker oder für andere alternative Heilmethoden. Was aber vielleicht wichtiger ist, es gibt einige Kassen, die schränken die eigentlich freie Wahl des Krankenhauses ein oder sie bieten einen Impfschutz, der sich nur an den gesetzlichen Vorgaben orientiert. Achten sollten alle, die eventuell wechseln möchten, auch auf Dinge wie eine professionelle Zahnreinigung, diverse Vorsorgeuntersuchungen oder auch das Einholen einer zweiten Meinung beim Arzt. Das alles ist leider noch immer kleine Selbstverständlichkeit.
Was stört die Politik?
In Berlin laufen die Sondierungsgespräche für eine mögliche Koalition zwischen der CDU/CSU und der SPD. Ein Streitpunkt zwischen den Gesprächspartnern ist die Tatsache, dass die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen alleine von den Arbeitnehmern getragen werden müssen. Die Beiträge der Arbeitgeber werden hingegen eingefroren. Das stört die Gewerkschaften, aber auch die SPD. Die kommissarische Bundessozialministerin Andrea Nahles von der SPD möchte zurück zur alten Regelung und spricht sich für eine volle Parität der Krankenkassenbeiträge aus. Die Mehrheit einer möglichen Großen Koalition ist allerdings dagegen. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass sich etwas ändert.
Bild: @ depositphotos.com / AndreyPopov
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